Sonntag, 30. August 2009
schwarzer Humor
Einen in mehrfacher Hinsicht schwarzen Humor bewies ein Briefträger, der eine Postsendung des Vereins, in dem OSKAR sich ehrenamtlich engagiert, mit folgendem Hinweis zurücksandte "zur Zeit Himmelreichallee". Bei den Nachforschungen zur genaueren Identifikation dieser neuen Adresse förderten OSKARS Kollegen die Information zutage, dass unter dieser Adresse nur die Toten jener Stadt anzutreffen sind. Und die Friedhofskapelle. - In diesem Lichte besehen ist es offensichtlich, dass der Postbote - "zur Zeit" - an die Wiederauferstehung glaubt.

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Donnerstag, 20. August 2009
Innehalten
Projekte, Daten, Kommunikation, Absprachen, Telefonläuten, E-Mail-Schriftverkehr und lautes Hupen, Husten, Reden, der Geschmack von kaltem Kaffee, Türenknallen, Korrekturen. Arbeitstage rauschen ohne Pause, ohne Unterlass, beständig und unaufhaltsam durch die Seiten des Kalenders.

Mit lautem Knall und Donnern legt sich ein Gewitter über die Stadt. Zuvor die berühmte Stille vor dem Sturm. Kein Vogel zwitschert, keine Geräusche von der Straße dringen durch das geöffnete Fenster. Alles scheint wie erstarrt und in furchtsamer Erwartung des erlösenden Donners. OSKAR hält inne, schaut hinaus ins Dunkel, das von hellen Blitzen kurz verdrängt, aber doch nicht abgelöst wird. Ein schöner Moment.

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Montag, 10. August 2009
Mitten im Thema...
Es ist gut, den Wochenanfang mit einem Schmunzel zu beginnen. OSKAR tat dies bei der Lektüre seiner Mails. In einer heißt es unter der Überschrift "Sponsoren gesucht" sinngemäß:

"[...] gemeinsam mit Kollegen veranstalte ich im Herbst an der Universität XXX Workshop zum Thema Strategies for Solving Global Crises. The Financial Crisis and Beyond. Leider haben wir ein Problem: Wir haben zwar Finanzmittel einwerben können. Diese decken unsere Kosten jedoch nicht komplett..."

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Mittwoch, 17. Juni 2009
Glücksmomente
Fähige und dabei höchst nette Bibliothekare sind selten. In der UNO-Bibliothek in Genf wurden von OSKAR gleich mehrere dieser Exemplare gesichtet. Er freut sich und räumt mit ihrer Hilfe viele Probleme beiseite. Dass er dazu noch gratis kopieren kann... :-)

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Montag, 6. April 2009
Kochsonntag
Es gibt Kochbananen, Kochtöpfe, Kochwäsche. Und es gibt Kochsonntage. Heute war bei OSKAR Kochsonntag. Er wurde bereits gestern am Samstag auf dem regulären und dem Bio-Öko-FairTrade-politicalcorrect-Markt, bei Plus, Rewe und Extra eingeläutet. Und im Reformhaus. Da war OSKAR das erste Mal zum Shoppen. Interessante Klientel, die zwar in gewisser Weise an das Bioladen-Klientel erinnert, aber doch andere Gespräche führt - und vor allem: man duzt sich nicht. Sehr sympathisch!

Nachdem OSKAR sich dann voller Elan aus dem Bett gefedert, sich hernach an allgemeinen Haushalts- und Computeraufgaben*abgearbeitet hatte, erklärte er gegenüber seinen Mitbewohnern die Küche zum exterritorialen Gebiet, in dem er allein das Gewaltmonopol hätte. Zwar schauten die beiden anderen etwas verdutzt aus ihrer Wäsche, die sie eigentlich in der Waschmaschine verstauen wollten - doch wo OSKAR kocht, bleibt kein Platz für derart schnöde und gewöhnliche Dinge wie Wäschewaschen. Paprikaschneiden im Angesicht sich drehender Unterhosen und nasser Socken?! Nein danke!

Um das sinnliche Erleben von Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Gemüsemais, Olivenöl, Hackfleisch, Lammrückenfilets, Toastbrot, der gesamten Palette aller Gewürze inklusive Brühe, frischer Minze und Dill ganz auskosten zu können, nahm OSKAR direkt zwei Gerichte in Angriff und holte alles aus dem alten Gasofen raus: Was für eine Freude, als aus allen Öffnungen (glücklicherweise nur aus den dafür vorgesehenen!) die blauen Flammen schlugen, es bruzelte, zischte, spritzte oder nur ganz sacht sich ein Duft nach garenden Zutaten verströmte.
Bevor es aber soweit war, galt es, mit modernstem Gerät sowie handwerklichem Geschick die Anleitungen, Hinweise, Tipps und Rezepte zu befolgen, wo es zu umständlich wurde, gekonnt zu improvisieren bzw. das geschriebene Wort schlicht zu ignorieren. Am Ende stand ein herrlicher Salat. Das ChiliConCarne wird über Nacht durchziehen und dann morgen Abend den nächsten Hochgenuss bereiten. Hofft jedenfalls: OSKAR!


Der Salat. Vorbereitungen des Chili. Die Rohrzange dient zur Stabilisierung der Knoblauchpresse, die sonst ihren Dienst nicht tut.

[* An dieser Stelle sei allen, die ernsthaft erwägen, einen neuen Computer zu kaufen und ihn womöglich mit dem Betriebssystem "Vista" befeuern zuwollen, gesagt, dass dies starke Nerven voraussetzt und einen langen Atem - sehr starke Nerven und einen sehr langen Atem!]

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Samstag, 28. Februar 2009
Zugbekanntschaft
Der Anlass war traurig, letztlich. Der Zug, mit dem OSKAR aus der Stadt am großen Fluss in eines der katholischen Epizentren Westfalens reisen wollte, fuhr nicht los. Er stand zwar im Bahnhof, OSKAR saß drin (und fror also nicht), aber er setzte sich eben nicht in Bewegung. Grund war ein Selbstmörder, oder, im Bahndeutsch: ein Personenschaden am Gleis. Aber just diese Tatsache war es, die ihn ins Gespräch brachte.
Manchmal sind es merkwürdige Zufälle: In der Bahnhofshalle war ihm eine junge Frau aufgefallen, schön, fast makellos, eine Mischung aus Powerfrau und sanfter Anmut. Sie stand am Automaten und drosch auf ihn förmlich ein... Nun saß er ihr im Abteil gegenüber, sie waren zu zweit. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht, und vor allem eine wohlklingende Stimme, mit der sie kein dummes Gewäsch von sich gab, sondern anregende, interessante und nette Dinge sagte. Sie unterhielten sich die ganze Fahrt über; sich den Ball einander locker zuwerfend, dabei nicht in Small Talk abrutschend. OSKAR tastete sich langsam vor - sie hat einen Freund. Fernbeziehung. Weit weg. Trotzdem hat er ihr, ohne allzu aufdringlich zu wirken, seine Telefonnummer untergejubelt. Ohne böse Absicht, aber wer weiß... Sehr beschwingt und fast schon trunken von ihrem Anblick verabschiedete er sich von ihr und machte sich auf den Weg ins Innere der kathlischen Stadt.
Irgendwann später am Abend wurde ihm bewusst, dass er hier ganz offensiv, aber (so hofft er zumindest) nicht platt, sondern charmant eine Lady angeflirtet hatte, die dieses Spiel mitgespielt hat. Eine schöne Sache, so irgendwie.

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Dienstag, 17. Februar 2009
Feucht im Schritt
Ein gemütliches, spätes und ausgedehntes Frühstück am Morgen danach. Mit den Gastgebern der Party, sehr enge Freunde, nochmal den Abend durchgehen. Anekdoten und Geschichten erzählen. Möglicherweise auch etwas lästern. Ein kleines Bisschen. Fast gar nicht.
Die Gastgeberin packt die restlichen Geschenke aus. Darunter zwei Becher aus ihrer alten Heimat. Schön gestaltet. Sie stehen auf dem Tisch. Irgendwann geht es ans Aufräumen, Spülmaschine füllen. Sie räumt gerade einen der Becher in die Maschine, da fragt sie: 'Die kann man doch sicher in die Minna stecken, oder?' OSKAR, der die Becher zum Geschenk gemacht hatte, greift sich den anderen, um auf seiner Unterseite nach dem 'Spülmaschinenfest' zu suchen. Greift zu, dreht um - und ein Schwall warmen Schwarztees ergießt sich in Küche und vor allem seinen Schoß... Am meisten musste OSKAR selbst lachen. Da er keine andere Hose dabei hatte, wurde per Fön die Stromrechnung des jungen Glücks in die Höhe getrieben, die Flecken sieht man fast nicht. Sonst wäre es in Bus und Bahn evtl. irgendwie peinlich geworden. Die Erinnerung jedenfalls an Zeiten, da ihm das zuweilen 'aus anderer Quelle' geschah, waren direkt wieder da. Über 25 Jahre irgendwo im Hirn abgespeichert als 'unangenehm'...

Die Becher sind übrigens spülmaschinenfest.

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Dienstag, 27. Januar 2009
Lächeln!?!
In der Bahn heute kam OSKAR ein Gedanke zu den vermeintlich kleinen Dingen des Lebens: Da saß ein paar Reihen weiter eine Frau in seinem Alter. Ihrer beiden Augen suchten sich einige Male, und irgendwann - nahezu gleichzeitig huschte erst ein kaum merkliches Lächeln über ihre Gesichter. Und irgendwann war es ein richtiges Strahlen, welches die beiden sich schenkten. Sie stieg aus - nicht aber direkt an der ihr nächsten Tür, sondern die in seiner Nähe. Im Vorbeigehen sagte sie: 'Tschüss'. Ganz leicht. Und ging. Und verschwand irgendwo in der Stadt am großen Fluss. Wohin, ist egal. Wer sie war, eigentlich auch. Was zählt(e), war der Moment. - OSKAR hat es gefreut, seine Seele zehrt davon. Für ihn sind es Gesichter, Augen, Blicke, Gesten, die er sucht - und zusehends zu finden in der Lage ist. Wie schön, wenn das Leben zwischendurch kräftig in den Farbtopf langt und mit beherztem Pinselstrich malt. Das macht auch seine sich zuweilen einschleichende Schwermut der letzten Tage leichter. Allen Menschen ein Lächeln!!!

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Sonntag, 11. Januar 2009
Aufs Eis geführt
OSKAR entdeckt in der Stadt an der Weser immer wieder Neues. Und oft sind es dann auch noch Seiten, die ihm die Stadt noch sympathischer machen als sie es ohnehin schon ist. Von einem lieben Menschen, in der Stadt groß geworden und mit viel Lebensfreude im Herzen, angetrieben, fand er sich am Samstag bei strahlendstem Sonnenschein, blauem Himmel und begleitet von Väterchen Frost aufs Eis geführt. Eine riesige Acker- und Wiesenfläche wird von unermüdlich an eben dies Väterchen glaubenden und alljährlich auf ihn hoffenden Menschen - organisiert natürlich in einem Verein; man lebt in Deutschland - im Spätherbst unter Wasser gesetzt. Und eben diese spiegelglatte und leicht beschneite Fläche war es nun, die wohl tausende Hanseaten sich ihre Schlittschuhe unterschnallen ließ.


Die einen spielten Eishockey - coole Typen, bei denen die Eiskristalle beim Bremsen nur so aus dem Eise gebrochen und in die Luft gewirbelt wurden. Die anderen stolperten vor sich hin statt zu gleiten. Sie lachten sich meist kaputt, wenn ihnen die Schwerkraft vor Augen führte, dass nach Newtons Gesetz alles immer nach unten fällt... Wieder andere zogen in langen, aber dezenten Schritten gleitend ihrer Wege. Dies waren meist ältere Herren jenseits der 60 oder sogar 70, die mit viel Anmut übers Eise glitten, die Hände auf dem Rücken verschränkt und völlig mit sich und der Welt im Reinen schienen.

OSKARs bisherige Versuche - zumeist auf irgendwelchen Kindergeburtstagen vor vielen Jahren in irgendwelchen blöden Eishallen, wo das Eis noch viel rutschiger war -, sich das Eislaufen anzueignen, waren von nur mäßigem Erfolg gekrönt. Man könnte auch sagen: Sein Po scheuerte zahlreiche Quadratmeter Eis... Zum Glück konnte die von ihrer Lebens- und vor allem Eislauflust angetriebene Frau keine Schlitt(er)schuhe auftreiben, so dass OSKAR zwar auf dem Eise stand, aber dennoch recht festen Boden unter den Fußsohlen hatte. Es ist dann auch zu keinen weiteren Unfällen gekommen. Trotzdem: Diese älteren Herrn sahen irgendwie am coolsten aus - und das will OSKAR ja bekanntermaßen auch sein. Er wird sich also wohl demnächst heimlich Schlittschuhe unter die Füße binden und im Schutze der Anonymität (darf man in Eishallen usw. mit Strumpfmasken Eislaufen?) trainieren. Lediglich eine gute Erklärung braucht er noch für die zu erwartenden zahlreichen blauen Flecken, Prellungen, Knochenbrüche. Aber dann irgendwann... Hach, das sei ihm Antrieb!

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Donnerstag, 11. Dezember 2008
Vom Trennen
Gelegentlich liest OSKAR. Bücher. Für seine Arbeit. Seine 'Lesewerkzeuge' sind ans Deutsche gewöhnt, daher buchstabiert er beim Lesen nicht, sondern schnappt Wortbilder auf. Wenn nun aber, wie in dem Buch, das er gerade liest, der Umbruch am Zeilenende von einem schlechten Lektor offensichtlich nicht korrigiert wurde, dann kommt OSKAR beim Lesen ins Stolpern und Lächeln:

Anal-phabetisierung, Fik-tion, Rein-terpretation

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