Dienstag, 18. Februar 2014
Fingerübung in Reimform
OSKARs Kollegin ist krank. Kaputtes Bein. Während er heute Morgen auf dem Rad saß, kamen ihm folgende Gedanken:

Rollschfahr'n macht Hinkebein,
drum im Spital jetzt sie muss sein.

Doch die Doktores eins, zwei, drei
machen heil das Bein, das noch entzwei.


Reimen für Anfänger auf dem Niveau der Zeitungsanzeigen zu Onkel Gerds 60. Geburtstag... Aber immerhin! Gute Besserung!

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Freitag, 17. Januar 2014
Deutsch - Bandwurmworte
OSKAR ist ohnehin ein Freund der Sprache, von Worten, von Formulierungen. Manchmal gelingen ihm Sätze, Beschreibungen oder Texte, von denen er später noch entzückt ist ob ihrer Anmut oder auch ihrer Präzision, ihres Klanges oder ihrer enormer Geschwurbeltheit. Das macht er meist auf Deutsch. In anderen Sprachen kennt er sich nicht gut genug aus, als dass er sich mit und ihnen derart austoben könnte.
Das Deutsche hat, wie ihm heute einmal mehr auffiel, zudem die fantastische Möglichkeit eingebaut, enorme Bandwurmworte (und -sätze natürlich auch!) zu bauen. Unter Isolationsmaterialverarbeitungsfachkraft kann sich die geneigte Leserschaft sicher etwas vorstellen? Herrlich! Wobei die Frage ist, ob sich hier Präzision mit Geschwurbel paart...

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Donnerstag, 28. April 2011
Hochzeit!
Käthe und Willi heiraten morgen. Und angeblich zwei Milliarden Menschen schalten den Fernseher ein. Das jedenfalls sagt einer der britischen Staatssekretäre. Er wird's wissen. OSKAR fragt sich, was die anderen vier Millarden Menschen tun werden. Er wird arbeiten. Es lebe die Republik!

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Samstag, 30. Oktober 2010
Nachlese
Wieso wurden zu den Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestages des "Beitritts der fünf ostdeutschen Bundesländer zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland", welche am Wochenende des 3. Oktober in der Stadt am großen Fluss stattfanden, allerorten Pappkronen in schwarz-rot-gold verteilt? War das ein geschickter Schachzug der monarchistischen Gesellschaft? Oder gar vom deutschen Hochadel geförderte PR nach dem Motto: es ist uns egal, wer unter uns Republik ist?!

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Dienstag, 5. Oktober 2010
Was ist nur bei den Nachbarn los?
Mit Verlaub, die Holländer sind bekloppt. Nur nimmt man das hier in Deutschland aus irgendeinem Grunde kaum wahr. Beim Einzug der FPÖ in Regierungsverantwortung haben sich alle ganz ordentlich empört, entsetzt und den Rückverfall in finstere Zeiten befürchtet. Braune Soße in Österreich... Und das nicht ganz zu Unrecht. Die jetzige Situation im politischen Den Haag indes schätzt OSKAR als weit gefährlicher ein als das, was damals in Wien vor sich ging. Geert Wilders, dieser künstlich gestylte Superteutone aalglatten Zuschnitts genießt den Luxus, in keinster Weise einen regierungsverantwortungsbedingten Maulkorb verpasst zu bekommen. Er wird sich im Zweifel entweder Erfolge der von ihm geduldeten Regierung anstecken (insbesondere jene Maßnahmen, die GEGEN alles Muslimische oder Ausländische, Fremde oder sonstwie Nicht-Niederländische gerichtet sein werden) oder opponieren gegen die im Kampf gegen das unser heiliges, christlich-niederländische Abendland in seinen Grundfesten zu erschüttern gewillte Monster Islam viel zu lasch agierende Regierung ihrer Majestät.
Jeder Vergleich verbietet sich. Aber sollte irgendein Niederländer OSKAR jemals wieder vorwerfen wollen, dass die Nazis in Deutschland an die Macht kommen konnten, dann muss er ihm erstmal erklären, wie im Land des Liberalismus, der Toleranz und der Weltoffenheit ein Rassist und Volksverhetzer par exellence eine derartige Macht eingeräumt bekommen konnte. OSKAR ist selten mit Minister zu Guttenberg einer Meinung, aber das Wort "Scharlatan" in Bezug auf diesen blondierten Fatzken trifft es ganz gut.

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Samstag, 26. Juni 2010
Hochzeiten sind Leidenszeiten: De-Emanzipation
OSKAR befindet sich nun in einem Alter, da sich seine Freunde in einem Alter befinden, in dem die Herren der Schöpfung den weiblichen Erwartungen gerecht werdend erst in und danach auf die Knie gehen, die Damen - Emazipiertheit hin oder her - weich werden und ihn da haben, wo sie ihn haben wollen: im Sack. Um den alsbald zuzubinden, geht dann alles ganz schnell: Hochzeitstermin organisieren, Gästeliste aushandeln, etwas "irgendwie total Besonderes" als Ort des Geschehens ausgucken, die Hochzeitsreise - auch wieder "'was irgendwie total Schönes und nichts, was alle machen" - buchen. Auf dem Weg dahin gibt's viele Hürden. OSKAR weiß das aus eigener Erfahrung; zum Teil erübrigt sich beim Reißen einer dieser Hürden die ganze weitere Planung und ohne über Los zu gehen, fängt wenigstens einer von beiden wieder bei Null an. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nun sind es also OKSARs Freunde bzw. die Freunde seiner Freundinnen, die dem stillen Drängen ihrer Liebsten nachkommen und endlich den so genannten Bund des Lebens anbieten. Vielfach ahnen sie dabei nicht, dass sie - Frauen sind einfach furchtbar viel geschickter als Männer - in diesem Tun überhaupt einem weiblichen Drängen nachkommen. Mithin glauben die Typen ernsthaft, es sei ihrem eigenen tiefen Empfinden entsprungen und sie überraschten ihre Freundinnen mit dem Antrag. Nun gut, OSKAR ist zu erfahren in diesen Dingen, zu vertraut mit der Menschlichkeit (= Schlechtigkeit) weiblicher Wesen, als dass diese Tatsache ihn weiter betrüben könnte. Letztlich werden bei den Frauen eben die archaischen Urinstinkte wach, die Uhr beginnt zu ticken und mit jedem minimalen Vorrücken der biologischen Zeiger wird das Verlangen nach Sicherheit, Beschützer und Ernäher, idealem Genmix für die Brut bedeutsamer und tritt die Zielsetzung eigener, selbstverwirklichender Emanzipiertheit zurück, erkennend, dass weder sie selbst und ihre Männer schon gleich gar nicht immerzu gleich sein wollen.

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt OSKAR eine hierzu passende Textstelle des Romans Der Mann schläft ein*:

Von meiner früheren, naiven, unhinterfragten Solidarität mit Frauen war nicht mehr viel übrig. Gerade die Damen, die viel von ihrer Emanzipiertheit sprechen, sind von wirklicher Freiheit so weit entfernt wie der Regen draußen davon, sich in Sonnenschein aufzulösen. Wenn sie merken, dass es wirklich anstrengend ist, in eine Position zu gelangen, in der man die Welt minimal beeinflussen kann, entscheiden sie sich fast immer gegen die Verantwortung. Gegen die Machtkämpfe und Ungemütlichkeit, gegen die unglamouröse Forschung, die öde politische Arbeit, die unangenehme Aufgabe, Menschen zu entlassen, und werden schwanger oder machen etwas Kreatives, etwas mit Sprache, weil Frauen ja so gut reden können. Und dann sitzen sie in Cafés und quatschen über Rolfing und lesen Frauenzeitschriften, die von Frauen gemacht werden, die lieber dumme Sätze über anorektische Filmstars schreiben als echte Informationen oder Texte, die den Leser anstrengen, ihm eine Idee schenken. Dann kommen sie in die Wechseljahre und heißen Imke oder Claudia und fallen in hormonell bedingte Depressionen, ihr Leid schreiben sie aber den Männern zu, die sie am Fortkommen gehindert hätten. Und wenn sie die Wahl haben, dann nehmen sie immer einen erfolgreichen großen Partner, die Biologie, Sie wissen schon. Ohne nachzudenken, verraten sie all die Ideen, die ein paar wirklich freie Damen gehabt haben, die sich aufgemacht haben, um dafür zu kämpfen, damit sich nun ein neues Heer von faulen Weibern auf ihren halbverstandenen Ideologien ausruhte, von denen sie nur Überschriften zitieren. Ihr kleiner Verstand träumt von wilder Leidenschaft mit einem Cromagnon und der Ehe mit einem Mann, der morgens das Haus verlässt, das sie dann mit blütenweißen Gardinen und guterzogenen Kindern schmücken. Vermutlich bekommen die meisten genau das, was sie sich kraft ihres Geistes verdient haben. Die Zeiten, in denen ich Menschen mochte, waren definitiv vorbei.

(aus: Sibylle Berg, Der Mann schläft, S. 173-175)

[* Eine Anfrage beim Verlag, ob diese Textstelle hier wiedergegeben werden darf, blieb trotz wiederholter Nachfrage letztlich unbeantwortet, was die Vermutung nahelegt, dass es okay ist.]

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Donnerstag, 27. Mai 2010
Die Menschheit...
... fähig zum Bau einer Violine und willens, niederzumetzeln.

... fähig zum Jauchzen und willens, Kummer zu bereiten.

... fähig zur Liebe und willens, niederträchtig zu sein.

... fähig..., aber nicht willens!

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Mittwoch, 19. Mai 2010
Entscheidungen
Dieser Tage wurde OSKAR nach Entscheidungen gefragt, die er für und in seinem Leben gefällt hat. Woher er wusste, welchen Weg er einschlagen soll; ob er sich seiner Entscheidungen immer sicher war; was ihm in seiner Entscheidungsfindung geholfen hat. Ohne Frage, dies sind große Fragen und des Bedenkens wert. Es hat einige Zeit gedauert, bis er eine Antwort formulierte. Sie ist sicher nicht perfekt, lässt vieles außer Acht, was bedeutsam ist. Aber es ist eine Annäherung...

OSKAR meint, dass alle Menschen oft im Leben an Wegmarken stehen, sich entscheiden müssen, welchen Weg sie (weiter)gehen. In seinem Leben hatte er bisher meist großes Glück: sehr wohlmeinende Menschen stießen ihm neue Türen auf, luden ihn ein, einen anderen Weg als den, welcher der einfachere gewesen wäre, einzuschlagen. Bei alledem hatte er in der Regel aufrichtige Gefährten, Unterstützer und Begleiter, so dass auch Schlingern und blöde Erfahrungen letztlich aufgefangen wurden. Die von ihm bisher getroffenen wirklich bedeutsamen Entscheidungen waren gut. Ob sie immer richtig waren - wie könnte er das bewerten, da er nicht weiß, wie sich das Leben anders entwickelt hätte. Er ist zufrieden, im Rückblick dankbar. Seine Erfahrung zeigt auch, dass es oft viel schwieriger ist, überhaupt eine Entscheidung zu treffen in der Angst, möglicherweise die falsche zu treffen. Niemand kann - und niemand sollte! - einem Menschen wichtige Entscheidung abnehmen. Wenn sie getroffen wurden, man dahinter steht, dann wird es vermutlich so sein, dass man zu ihr stehen kann, selbst wenn sie sich als nicht optimal erweisen sollte. Bei Lebensentscheidungen kommt es wohl am meisten darauf an, Bauch, Herz und Verstand in Einklang zu bringen. Ausschließlich 'vernünftige' Entscheidungen zu fällen ist töricht, weil wir dann abgesichert sein mögen, die Seele aber verkümmert! - Zeit ist ein wichtiger Faktor bei Entscheidungen, doch gilt es aufzupassen, dass sie nicht aufgeschoben werden: Entscheidungen aufzuschieben machen sie nicht leichter...

Für OSKAR gehören mehrere Facetten in das Bild dessen, "was ihm geholfen hat", seinen Weg zu finden. Zum einen sehr viel Unterstützung seitens seiner Eltern, die ihm Freiheiten gelassen haben, ihn nicht bevormundeten, sondern ihn in seiner Person ernst genommen und sich mit seinen Ideen, Wünschen und Vorstellungen auseinandergesetzt haben. Gleiches gilt für Freunde und Bezugspersonen wie Professoren, befreundete Wissenschaftler und Kollegen. Wichtig sind und waren positive wie negative Kritik; "Ansagen", auch Konflikte, die er zu bestehen hatte sowie der Zwang zur Selbstreflektion. In ihr gilt es, sich (neu) zu entdecken, sich als Mensch und Individuum zu definieren, verorten. Hierdurch, so OSKARs Überzeugung, gewinnt der Mensch an Souveränität, Zuversicht und Gelassenheit und damit an Stärke. Nicht zuletzt geht es nicht ohne Perspektivwechsel: Nicht in bekannten Mustern verharren, sondern sich verändern, sich Anderem, Neuem, Unbekanntem aussetzen... Inspiration entsteht dadurch, Lust am Leben. Eine nicht ganz unerhebliche Voraussetzung, um eine Entscheidung zu fällen...

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Montag, 17. Mai 2010
Gruß
Die vermutlich wichtigste Voraussetzung, um als Bus- oder Straßenbahnfahrer eingestellt werden zu können, noch vor gesunden Augen und bestimmten Reaktionstests, ist das Beherrschen dieser lässigen Geste, mit der sich die beiden Fahrer zweier sich entgegenkommender Fahrzeuge grüßen: dieser kaum merklich anzuhebende Unterarm, in eine Streckung des gesamten Arms übergehend und dann abschließend noch Zeige- und Mittelfinger mit ca. 45 Grad von den übrigen Fingern wegklappen und dabei im Handgelenk die Hand leicht zur Seite beugen. Eine einzige fließende Bewegung, die sie ALLE beherrschen. OSKAR übt das jetzt morgens auf dem Fahrrad mit jedem ihm entgegenkommenden Fahrzeug, Kinderwagen schiebende Mütter eingeschlossen. Wäre doch gelacht, wenn ihm im Zweifel der Job eines Straßenbahnfahrers nur deswegen verwehrt bleiben müsste, weil er's branchenübliche Grüßen nicht gelernt hätte!

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Samstag, 1. Mai 2010
Jahrestag
Momentan, da sich der „dritte Jahrestag“ der Trennung nähert, kommen OSKAR erneut viele Gedanken und Erinnerungen, aber auch Fragen an das Leben, seine Zukunft. Es scheint ihm ins Buch des Lebens geschrieben, dass er grübelt, nachdenkt, reflektiert. Die Leichtigkeit der Kindheit auf immer verflogen. Etwas wehmütig wird er diesbezüglich gelegentlich schon, insbesondere dann, wenn er andere Menschen sieht, die vermeintlich ganz leicht durchs Leben gehen - ohne immerzu nachzudenken. Mais bon, es ist wie es ist. Und wenn er sich selbst gegenüber ganz ehrlich ist: so schlecht geht’s ihm ja nun wirklich nicht. Vielleicht sehnen sich die Menschen und auch er sich viel zu sehr nach dem, was sie eben gerade NICHT haben?! Er denkt das zuweilen…

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