Sonntag, 5. Juli 2009
What a night!
Wenn die Abende lang sind und die Nächte lau, dann stellt sich bei OSKAR zuweilen eine merkwürdige Gemütsverfassung ein. Melancholisch, Sentimental, besonders nachdenklich und ohne, dass dies eines besonderen Auslösers bedürfte. In solchen Momenten sucht er Abgeschiedenheit, denn dann ist er ganz bei sich, darin aber von einer tiefen Einsamkeit umgeben, die umso schreiender würde, je mehr Menschen um ihn wären.
Er hatte sich auf das Wochenende gefreut, immerhin wollte er mit wirklich netten Menschen in Genf unterwegs sein, in dieser lauen Sommernacht sich treiben lassen im bunten, fröhlichen Treiben, das diese Stadt nachts so besonders faszinierend. Dann sind alle Katzen grau, die Protzer mit ihren Autos, die Frauen mit ihren Juwelen finden nicht mehr so offensichtlich statt. – Die Bekannten überlegten sich kurzfristig einen neuen Plan, verschoben das Ausgehen später in die Nacht. Exakt diese zwei Stunden ließen OSKARs Stimmung sich verändern, die Gedanken kommen dann in riesigen Mengen; er kann sie kaum Denken, so groß ist ihre Zahl. Er wollte das nicht. Er wollte sich dieser Gedankenmühle, dessen Ergebnis/Ende niemals vorhersehbar ist, nicht aussetzen. Er hat es geschafft: die gesamte Nacht über schaute er DVDs. Die erste Staffel von Six feet under – wer würde diese Serie nicht zumindest dem Namen nach kennen. Nicht unbedingt leichte Kost für den, der bereits in einer bestimmten Gemütsverfassung verkehrt. OSKAR ließ sich dennoch in deren Bann ziehen, sich von der Geschichte, oder besser: den Geschichten durch die Nacht führen. Als am Ende der Nacht das Ende der sechsten und damit letzten DVD erreicht war, standen ihm Tränen in den Augen. Ja, Nate hat recht: „We have to die to make life important!“. Allerdings erscheint es zynisch, dass just demjenigen, bei dem zu diesem Zeitpunkt alles zum besten steht, diese Worte ins Skript geschrieben wurden. - Im Übrigen ist OSKAR einmal mal vor Augen geführt worden, dass es der Moment ist, den es zu genießen gilt, das Glück, wenn es des Weges kommt, nicht bloß zu bestaunen, sondern zu pflücken, darin aufzugehen. Er konnte es während zweier Wochen hier in Genf. Nichts Spektakuläres. Aber eine Frau voller Wärme, Zuneigung, Offenheit, Leichtigkeit (was etwas anderes ist als eine leichte Dame!!), die ihn wohl das erste Mal seit langer Zeit – vielleicht das erste Mal seit J., sieht man von seinem Gefühlschaos die V-Frau betreffend ab, wieder das Gefühl größtmöglicher Unbeschwertheit und Freude beschert hat. Mehr war nicht, aber auch nicht weniger. In ihrem Miteinander schwang ohne Frage und wohl auch für sie so etwas wie der Keim einer Verliebtheit mit. Es soll(te) nicht sein, aber ja, DAS war Glück, das er just in dem Moment genießen konnte.

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