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Samstag, 5. April 2008
kein Einzelgänger mehr...
oskar-kasimir, 14:19h
OSKAR war, ist und wird wohl auch in Zukunft Einzelkind sein. Daran ist nichts Verwerfliches. Als Kind fand er diesen Zustand weder besonders gut, noch besonders schlecht. Seine Eltern erzogen ihn ohne spielzeuggewordene Materialschlachten, machten ihn nicht zum Prinzen. Im Gegenteil: er erinnert sich lebhaft, dass er in gewissen Situationen lauthals verkünde, er werde den Kinderschutzbund informieren – um dann einen kleinlauten Rückzieher zu machen, wenn seine Mutter ihm die Telefonnummer rausgesucht hatte. Wobei das natürlich aus purer Elternliebe geschah – die Damen und Herren Kinderschützer hätten ihn zweifellos aus dieser Hölle befreit, in der er einmal die Woche sein Zimmer selbst staubsaugen, gelegentlich beim Abwasch helfen oder dem Herrn Papa bei der Rasenpflege helfen sollte!
Fast neigt er aber trotzdem zu der Überzeugung, dass er das Einzelkinddasein zumindest nicht bedauert hat: sein bester Freund M. und dessen älterer Bruder T. waren grundverschiedene Charaktere, und es verging keine Woche ohne größere Klopperei, Zimmerverwüstungen und anderer paramilitärischer Aktionen. Nein, das erschien OSKAR so überhaupt nicht attraktiv.
Er war Einzelgänger, ohne sich bewusst abzukapseln. Er konnte sich prima allein beschäftigen, und wenn er aus zweiwöchigen Jugendlagern im Sommer zurückkam, räumten ihm seine Altvorderen verständnisvoll erstmal seine Ruhe ein. Die permanente Präsenz unter vierzig oder mehr anderen Kindern und Menschen (noch immer zweifelt er in manchen Situationen an, ob wirklich alle Kinder auch Menschen oder nicht doch Monster sind!) kosteten ihn Kraft. Da war er ums Alleinsein froh. Auch später, während eines längeren Auslandsaufenthaltes nach der Schule wohnte er zunächst allein, kannte nur wenig Menschen. Das war zwar nicht immer ganz einfach, war aber auch nicht von größeren Heimwehgefühlen begleitet. – Dann kam ein großer Bruch: zum Studieren zog er in ein Studentenwohnheim, in dem es überhaupt nicht anonym zuging. Die fünfzig Bewohner kannten sich gut, der Anspruch des Hauses lag darin, allen ein Zuhause zu bieten – gerade für die ausländischen Bewohner, die nicht mal eben nach Südkorea fliegen konnten. Das ist dem Haus, seiner Leitung und den Bewohnern gelungen. Es herrschte in den letzten Semestern, die OSKAR dort wohnte, eine Grundstimmung, die der von gut funktionierenden „Ferienlagern“ vergleichbar ist. OSKARs Bedürfnis nach Zurückgezogenheit fand er im eigenen kleinen Zimmer, aber er wandelte sich zum absoluten „Rudeltier“, dem es nach einem langen Wochenende bei den Eltern wieder zurück in sein Rudel drängte.
Außerdem fand er eine Gefährtin. Sie beide entdeckten erstmals und miteinander das tiefe Gefühl der Liebe, öffneten sich vorsichtig einem anderen Menschen, machten sich verletzbar und gaben sich ganz dem gegenseitigen Vertrauen hin. Welch eine erschütternde Erfahrung und weit reichend, wie gut! Nun hat sich die Liebste gegen diese wunderbare Liebe, diese wunderbare Partnerschaft entschieden – und OSKAR fehlt die Nähe, die Vertrautheit, die Geborgenheit. In vielen Momenten fühlt er sich inmitten all’ seiner Freunde und vieler Bekannten: einsam! Mit keinem ein rasches Zwinkern, eine zärtliche Geste auszutauschen, kein flüchtiger Kuss, kein liebevoller Blick… Es ist offensichtlich, so wird sich OSKAR dieser Tage in Genf – ohne Telefon, Radio, wirklich funktionierende Internetflatrate oder gar bekannten Gesichtern – bewusst: er ist kein Einzelgänger mehr.
Und Geschwister, mit denen er sich gut versteht, so etwas hat er nun auch vielfach kennen gelernt, fehlen ihm, wenn er seinen Eltern gegenübertritt und feststellt, dass sie nicht mehr nur „älter“ werden, sondern „alt“. Die Verantwortung hat sich schleichend umgekehrt – nicht mehr sie für ihn, nein, er für sie wird zunehmend wichtiger. Dies ruht allein auf seinen Schultern – wie gern würde er da mit einer Schwester oder einem Bruder sich austauschen können. Oder mit einer Partnerin. -- Auf ins Leben, die Schwester wird nicht mehr geboren, aber eine neue Liebe vielleicht schon!
Fast neigt er aber trotzdem zu der Überzeugung, dass er das Einzelkinddasein zumindest nicht bedauert hat: sein bester Freund M. und dessen älterer Bruder T. waren grundverschiedene Charaktere, und es verging keine Woche ohne größere Klopperei, Zimmerverwüstungen und anderer paramilitärischer Aktionen. Nein, das erschien OSKAR so überhaupt nicht attraktiv.
Er war Einzelgänger, ohne sich bewusst abzukapseln. Er konnte sich prima allein beschäftigen, und wenn er aus zweiwöchigen Jugendlagern im Sommer zurückkam, räumten ihm seine Altvorderen verständnisvoll erstmal seine Ruhe ein. Die permanente Präsenz unter vierzig oder mehr anderen Kindern und Menschen (noch immer zweifelt er in manchen Situationen an, ob wirklich alle Kinder auch Menschen oder nicht doch Monster sind!) kosteten ihn Kraft. Da war er ums Alleinsein froh. Auch später, während eines längeren Auslandsaufenthaltes nach der Schule wohnte er zunächst allein, kannte nur wenig Menschen. Das war zwar nicht immer ganz einfach, war aber auch nicht von größeren Heimwehgefühlen begleitet. – Dann kam ein großer Bruch: zum Studieren zog er in ein Studentenwohnheim, in dem es überhaupt nicht anonym zuging. Die fünfzig Bewohner kannten sich gut, der Anspruch des Hauses lag darin, allen ein Zuhause zu bieten – gerade für die ausländischen Bewohner, die nicht mal eben nach Südkorea fliegen konnten. Das ist dem Haus, seiner Leitung und den Bewohnern gelungen. Es herrschte in den letzten Semestern, die OSKAR dort wohnte, eine Grundstimmung, die der von gut funktionierenden „Ferienlagern“ vergleichbar ist. OSKARs Bedürfnis nach Zurückgezogenheit fand er im eigenen kleinen Zimmer, aber er wandelte sich zum absoluten „Rudeltier“, dem es nach einem langen Wochenende bei den Eltern wieder zurück in sein Rudel drängte.
Außerdem fand er eine Gefährtin. Sie beide entdeckten erstmals und miteinander das tiefe Gefühl der Liebe, öffneten sich vorsichtig einem anderen Menschen, machten sich verletzbar und gaben sich ganz dem gegenseitigen Vertrauen hin. Welch eine erschütternde Erfahrung und weit reichend, wie gut! Nun hat sich die Liebste gegen diese wunderbare Liebe, diese wunderbare Partnerschaft entschieden – und OSKAR fehlt die Nähe, die Vertrautheit, die Geborgenheit. In vielen Momenten fühlt er sich inmitten all’ seiner Freunde und vieler Bekannten: einsam! Mit keinem ein rasches Zwinkern, eine zärtliche Geste auszutauschen, kein flüchtiger Kuss, kein liebevoller Blick… Es ist offensichtlich, so wird sich OSKAR dieser Tage in Genf – ohne Telefon, Radio, wirklich funktionierende Internetflatrate oder gar bekannten Gesichtern – bewusst: er ist kein Einzelgänger mehr.
Und Geschwister, mit denen er sich gut versteht, so etwas hat er nun auch vielfach kennen gelernt, fehlen ihm, wenn er seinen Eltern gegenübertritt und feststellt, dass sie nicht mehr nur „älter“ werden, sondern „alt“. Die Verantwortung hat sich schleichend umgekehrt – nicht mehr sie für ihn, nein, er für sie wird zunehmend wichtiger. Dies ruht allein auf seinen Schultern – wie gern würde er da mit einer Schwester oder einem Bruder sich austauschen können. Oder mit einer Partnerin. -- Auf ins Leben, die Schwester wird nicht mehr geboren, aber eine neue Liebe vielleicht schon!
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