Sonntag, 7. Juni 2009
Das Leben des Historikers
oskar-kasimir, 19:34h
Dass die Welt der Historiker nicht unbedingt OSKARs ist, wurde ihm in Genf einmal mehr deutlich. Sein tägliches Dasein fristet er momentan im Archiv, was in diesem speziellen Fall alles andere als dunkel, feucht oder gar schimmelig ist. Hohe Decken, große Fenster, fantastischer Ausblick und ebenso freundliche wie kompetente (in der Kombination wahrlich selten anzutreffen!) Mitarbeiter machen die Recherchen überaus angenehm. Lediglich die anderen sich dort aufhaltenden Archivheinis und -trusen sind in der Regel für seinen Geschmack einfach – merkwürdig. Mindestens! Gestalten sind das... Vor allem die super engagierte PhD-Studentin italienischer Herkunft, die aber in New York promoviert, ist ETWAS anstrengend. Da braucht man schon mal DREI Arbeitsplätze, you know!?, um ordentlich zu recherchieren. Und wehe, wenn dann eines anderen Kladde ungefähr 4,3548 cm auf einen ihrer Tische rüberragt... Hui, die Dame hat OSKAR sein Zeug derart energisch über die Grenze geschoben (aber dann auch keinen Milimeter weiter), dass er schon überlegt hatte, sich anderntags mit Archivboxen einzumauern, damit nicht wieder irgendwelche seiner Kladden Tischflucht betreiben und in fremde Hoheitsgebiete eindringen können! Nachher würde sie ihn noch mit ihren gelben Zetteln, die sie überall hinklebt, bewerfen – ach was: bombardieren, brandmarken. Oder sie würde ein Gewitter ihrer superduper-garantiert-extra-für-archiv-arbeit-gemachten Digitalkamera mit integrierter Forscher-Nahkampf-Blitzanlage auf ihn abfeuern.
Anderntags – von einem gänzlich anderen Ort, der in keinster Weise auch nur minimale gemeinsame Grenzverläufe mit den Ufern ihrer ausufernden Recherchegebiets aufwies – wurde OSKAR sich der brenzligen Situation insgesamt bewusst: sie ist (Italien => natürlich) Katholikin! Allerdings nicht so ein bisschen, wie man halt katholisch ist, wenn man aus Italien kommt, sondern so richtig! Wer sonst würde a) als Desktophintergrund ein Marienbild, b) als Bildschirmschoner diverse Marienbilder haben, c) irgendwas mit Polen forschen und d) die Weltöffentlichkeit dafür kritisieren, dass diese es wagt, die Rede des Papstes in Jerusalem zu kritisieren... Mei-o-mei... – Inzwischen ist von ihr nichts mehr zu sehen. Allerdings gibt's eine Nachrückerin, die noch viel heftiger ist – und auch eine noch bessere Digitalkamera hat... – OSKAR.HAT.ANGST.VOR.DERART.TOUGH-STRAIGHTEN.FRAUEN!
Nur ist's draußen, vor den Toren der UNO, ja nicht besser. Kürzlich demonstrierten da einige hundert Tamilen. Die hatten sich in den Kopf gesetzt, den Sicherheitsdienst der UNO derart zu reizen, dass das ganz große Rad gedreht wurde: alle Mitarbeiter und Gäste wurden aufgefordert, den Platz vor eben jenem Ausgang zu meiden, ihre Namensschilder, die sie als UNO-Leute ausweisen, direkt nach Verlassen des Geländes zu verbergen, die nationale Polizei war mit einigen Dutzend Kampfpolizisten angerückt, überall lagen Wasserschläuche mit Spritzdüsen vor und hinter den Zäunen der UNO – vermutlich, um etwaige Tamilen, die zum Sturm auf die UNO ansetzen würden, ganz einfach wegzuspülen. Nun war es sicher nett vom UNO-Sicherheitsdienst, darauf hinzuweisen, dass man den Platz vor der UNO meiden sollte - WIE er aber nach Hause kommen sollte, wenn er kein dekadentes UNO-Gehalt und mithin auch kein Auto hat, das ihn mal eben einen riesen Umweg locker hinnehmen lässt, haben die Brüder nicht gesagt - folglich musste er also dorthin, mitten in den Hexenkessel, weil da die Busse und Trams abfahren. Alles wogte zwischen Polizeiautos, Wasserwerfen und Krankenwagen; eine gewisse aggressive Stimmung über allem war nicht zu verkennen.
Zwar fand OSKAR das Angebot der schweizerischen Polizei, ihm eine Gratisdusche zu verpassen, durchaus nett. Angesichts der morgendlichen Hygiene war die aber nicht nötig, so dass er es vorzog, sich dem Wasserwerfer, der aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht war, zu entziehen und sich durch die Büsche Richtung Tram zu schlagen. Auf die Weise musste er sich zwar dem ein oder anderen Stein bzw. der ein oder anderen gefüllten Wasserfalsche ausweichen, deren Flugbahn falsch berechnet worden war und mithin nicht den Wasserwerfer oder Polizisten, sondern mehrfach beinahe ihn trafen, aber nass ist er zum Glück nicht geworden. Und sein Laptop auch nicht... Alles höchst aufregend hier... Soll noch einer sagen, das Leben eines Historikers böte keine Risiken: Innerarchivalisch-animalische Grenzgefechte und demonstrierende Tamilen in Genf, Archiveinstürze in Köln, ... – OSKAR wird schon deshalb froh sein, wenn er eines Tages sich einem neuen Aufgabengebiet zuwenden kann!
Anderntags – von einem gänzlich anderen Ort, der in keinster Weise auch nur minimale gemeinsame Grenzverläufe mit den Ufern ihrer ausufernden Recherchegebiets aufwies – wurde OSKAR sich der brenzligen Situation insgesamt bewusst: sie ist (Italien => natürlich) Katholikin! Allerdings nicht so ein bisschen, wie man halt katholisch ist, wenn man aus Italien kommt, sondern so richtig! Wer sonst würde a) als Desktophintergrund ein Marienbild, b) als Bildschirmschoner diverse Marienbilder haben, c) irgendwas mit Polen forschen und d) die Weltöffentlichkeit dafür kritisieren, dass diese es wagt, die Rede des Papstes in Jerusalem zu kritisieren... Mei-o-mei... – Inzwischen ist von ihr nichts mehr zu sehen. Allerdings gibt's eine Nachrückerin, die noch viel heftiger ist – und auch eine noch bessere Digitalkamera hat... – OSKAR.HAT.ANGST.VOR.DERART.TOUGH-STRAIGHTEN.FRAUEN!
Nur ist's draußen, vor den Toren der UNO, ja nicht besser. Kürzlich demonstrierten da einige hundert Tamilen. Die hatten sich in den Kopf gesetzt, den Sicherheitsdienst der UNO derart zu reizen, dass das ganz große Rad gedreht wurde: alle Mitarbeiter und Gäste wurden aufgefordert, den Platz vor eben jenem Ausgang zu meiden, ihre Namensschilder, die sie als UNO-Leute ausweisen, direkt nach Verlassen des Geländes zu verbergen, die nationale Polizei war mit einigen Dutzend Kampfpolizisten angerückt, überall lagen Wasserschläuche mit Spritzdüsen vor und hinter den Zäunen der UNO – vermutlich, um etwaige Tamilen, die zum Sturm auf die UNO ansetzen würden, ganz einfach wegzuspülen. Nun war es sicher nett vom UNO-Sicherheitsdienst, darauf hinzuweisen, dass man den Platz vor der UNO meiden sollte - WIE er aber nach Hause kommen sollte, wenn er kein dekadentes UNO-Gehalt und mithin auch kein Auto hat, das ihn mal eben einen riesen Umweg locker hinnehmen lässt, haben die Brüder nicht gesagt - folglich musste er also dorthin, mitten in den Hexenkessel, weil da die Busse und Trams abfahren. Alles wogte zwischen Polizeiautos, Wasserwerfen und Krankenwagen; eine gewisse aggressive Stimmung über allem war nicht zu verkennen.
Zwar fand OSKAR das Angebot der schweizerischen Polizei, ihm eine Gratisdusche zu verpassen, durchaus nett. Angesichts der morgendlichen Hygiene war die aber nicht nötig, so dass er es vorzog, sich dem Wasserwerfer, der aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht war, zu entziehen und sich durch die Büsche Richtung Tram zu schlagen. Auf die Weise musste er sich zwar dem ein oder anderen Stein bzw. der ein oder anderen gefüllten Wasserfalsche ausweichen, deren Flugbahn falsch berechnet worden war und mithin nicht den Wasserwerfer oder Polizisten, sondern mehrfach beinahe ihn trafen, aber nass ist er zum Glück nicht geworden. Und sein Laptop auch nicht... Alles höchst aufregend hier... Soll noch einer sagen, das Leben eines Historikers böte keine Risiken: Innerarchivalisch-animalische Grenzgefechte und demonstrierende Tamilen in Genf, Archiveinstürze in Köln, ... – OSKAR wird schon deshalb froh sein, wenn er eines Tages sich einem neuen Aufgabengebiet zuwenden kann!
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