Dienstag, 5. Mai 2009
Nachteil des Lehrerberufs
In OSKARs Bekannten- und Freundeskreis waren sie auf einmal da: Pädagogen. Lehrer der Primar- wie auch der Sekundarstufe. Zwangsläufig drehen sich Gespräche auch um den Schulalltag aus Lehrersicht. Dabei kommen dann von Nicht-Pädagogen die üblichen Vorurteile diesen Beruf betreffend auf den Tisch – und es sind ja nicht immer nur falsche Urteile! Viel Urlaub, viel Freizeit, Verbeamtung, sicherer Job – kurzum: ein laues Leben. Ob das im Einzelfall alles stimmt, sei dahingestellt.
Neben den zweifelsohne durchaus vorhandenen Verlockungen wird ein, wie OSKAR findet, großer Nachteil nicht aufgeführt: Die Entzauberung des in der Schule vorhandenen Allerheiligsten. Lehrer dürfen, nein, Lehrer müssen das Lehrerzimmer als ihr Reich annehmen; ohne Ehrfurcht und banges Warten vor dieser Tür, die den Schulalltag in ein Diesseits und ein Jenseits trennt. Das Lehrerzimmer: Hort, von dem auch für heutige Schüler – trotz aller Verschlimmerung der Jugend – noch immer unheimlicher Reiz, Grauzone, Mythisches ausgeht. Selbst Sekretariat oder das Zimmer des (Di)Rektors sind und waren mit weniger Mythos umgeben, weil man doch ungefähr weiß, was dort passiert. Nicht so in der Blackbox Lehrerzimmer. - Wenn wir als Schüler dort drin waren, dann hatte es etwas des schnöden Schülerdaseins Entrückendes, auf jeden Fall etwas Besonders und Unheimliches. Und dieser Ort wird, das sollte gleich zu Beginn eines jeden Lehramtsstudiums unmissverständlich deutlich gemacht werden, entweiht, verkommt im schulalltäglichen Erleben des Pädagogen zu einem Aufenthaltsraum, Pausenraum, Kaffeetassensammelstelle, der nach abgestandenem Schulmuff, den Duftwässerchen der Kollegen und Kolleginnen und den Ausdünstungen der alten Kopiermaschine stinkt. Nein, OSKAR würde trotz aller Vorteile kein Lehrer werden wollen.

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