Dienstag, 27. Januar 2009
Adam und Evelyn
In Anlehnung an die biblische Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies schreibt Ingo Schulze über den Sommer 1989. Adam, erfolgreicher Damenschneider, und seine junge Freundin Evelyn, welcher ein Studium verweigert wurde, leben in einer ostdeutschen Stadt. Beide scheinen sich mit dem DDR-Regime arrangiert zu haben.
Der eigentliche Plot der Geschichte spielt jedoch jenseits der DDR-Grenzen, in Ungarn am Plattensee. Nachdem Evelyn, von dem sie lediglich wusste, dass er einige seiner Damen auch fotografiert, gewissermaßen bei anderem Tun in flagranti überrascht, reist sie mit ihrer besten Freundin und dessen West-Cousin Richtung Ungarn. Da aber Adam seine Freundin liebt, fährt er ihr in seinem alten Trabi hinterher. Unterwegs liest er eine andere junge Frau auf, die sich alsbald als Republikflüchtling entpuppt. Zwischen ihnen entsteht Zuneigung, ohne dass es aber zu mehr käme.
Beide reisen in den Ort, an dem Evelyn und ihre Reisebegleiter sich bei der Familie einer Freundin Evelyns einquartiert haben. Während sein 'Flüchtige' auf dem Campingplatz wohnt, wird Adam sich im Garten der Familie in einem Zelt einrichten.
In dieser Szenerie entspinnen sich Gespräche und Begegnungen, die von Zwischenmenschlichem, Republikflucht, Zukunftswünschen, Idealisierungen und Realitäten handeln. Über allem hängt die Note der Veränderung, niemand weiß, was genau umgeht, doch alle Protagonisten spüren wohl, dass sie Zeuge von Veränderungen im Großen wie im Kleinen werden.
Nachdem sich schließlich Adam und Evelyn nach deren Intimitäten - ob aus Protest oder Berechnung - mit dem West-Cousin ihrer Freundin wieder zusammenraufen, überschreiten sie gemeinsam die Grenze nach Österreich und gelangen so schließlich nach Westdeutschland. Während seine Freundin sich im Land ihrer Träume befindet, voller Tatendrang und mit Begeisterung ihr Leben neu beginnt, endlich das ihr so lange Studium aufnimmt, sieht Adam vor allem, was er zurücklassen musste - und dies ist im Wesentlichen sein von Erfolg und Anerkennung geprägtes Leben. Doch auch er wird nach kurzer Rückkehr in sein Haus zum Neuanfang in München gezwungen.

Ingo Schulze ist mit seinem Wenderoman ein Buch gelungen, das keine leichte Kost ist, sondern sich mit Sehnsüchten einerseits und den Hürden eines Neuanfangs andererseits sehr feinsinnig unterschiedlichen Charakteren auseinandersetzt. Es ist im Spannungsfeld von Verlockung und Widerstehen, Vernunft und Sehnsucht, Erotik und Alltag angesiedelt. Sein Kontext eröffnet einen facettenreichen Blick auf das - allzu oft nur als glücklich geschilderte - Ende der DDR, der den Blick auf den Menschen ermöglicht. Seine Sprache orientiert sich dabei an den Umständen, wird Protagonisten und Situationen gerecht.

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Lächeln!?!
In der Bahn heute kam OSKAR ein Gedanke zu den vermeintlich kleinen Dingen des Lebens: Da saß ein paar Reihen weiter eine Frau in seinem Alter. Ihrer beiden Augen suchten sich einige Male, und irgendwann - nahezu gleichzeitig huschte erst ein kaum merkliches Lächeln über ihre Gesichter. Und irgendwann war es ein richtiges Strahlen, welches die beiden sich schenkten. Sie stieg aus - nicht aber direkt an der ihr nächsten Tür, sondern die in seiner Nähe. Im Vorbeigehen sagte sie: 'Tschüss'. Ganz leicht. Und ging. Und verschwand irgendwo in der Stadt am großen Fluss. Wohin, ist egal. Wer sie war, eigentlich auch. Was zählt(e), war der Moment. - OSKAR hat es gefreut, seine Seele zehrt davon. Für ihn sind es Gesichter, Augen, Blicke, Gesten, die er sucht - und zusehends zu finden in der Lage ist. Wie schön, wenn das Leben zwischendurch kräftig in den Farbtopf langt und mit beherztem Pinselstrich malt. Das macht auch seine sich zuweilen einschleichende Schwermut der letzten Tage leichter. Allen Menschen ein Lächeln!!!

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