Sonntag, 14. Dezember 2008
Obenistesstill
Mit Ruhe, viel Zeit und einer fast beklemmenden Ehrlichkeit dem Leben gegenüber erzählt Gerbrand Bakker in seinem Buch Oben ist es still die Geschichte eines Bauern, der nach dem Tod seines Bruders statt seiner und gegen seinen eigenen Willen, darin dem Vater gehorchend, das Studium aufgibt und auf dem elterlichen Hof anfängt, ihn später übernimmt.
Nachdem die Mutter gestorben war, die ihm Vertraute und emotionale Komplizen gegen den Altbauer war, begrub er einstweilen seine Gefühle, blieb unverheiratet, später, der Alte war nurmehr Tyrann, aber ohne Tatkraft, widersetzte sich der Sohn. Seine Rebellion lag in der Anschaffung von für Hof und Fortkommen 'nutzloser' Esel, die vermeintlich einzigen Lebewesen, denen gegenüber er sich so etwas wie warme Zuneigung im Mannesalter zubilligte.
Auf die letzten Tage des Alten, der liegt pflegebeürftig und auf den Tod wartend im Bett, wird der Bauer seinen Vater aus dem Blickfeld ins obere Stockwerk schaffen - das untere, sein Stockwerk, räumt er auf. Schafft Neues im Alten, entledigt sich der Vergangenheit - die er doch nicht loswird, und die sich zusehends auch in Personen wieder einstellt. Er wird seinen Frieden mit ihr machen.
Ein gutes Buch. Ein nachdenkliches, zuweilen düsteres, zuweilen heiteres. Die ganze Eintönigkeit des Lebens, das der Bauer entgegen seines ursprünglichen Willens lebt, wird dem Leser in zuweilen langen Erzählpassagen vor Augen geführt. Und doch schafft es Bakker jedesmal, es nicht zu langatmig oder gar langweilig werden zu lassen. Eine Empfehlung für alle, die sich einlassen können auf das Leben im niederländischen Friesland, die den Stimmungen dort nachzuspüren bereit sind. Auf Niederländisch - im Original - sicherlich noch lesenswerter.

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