Montag, 19. Juli 2010
Beat the Reaper
OSKAR las vor einiger Zeit eine Rezension in seinen Mikrokosmos bildenden Süddeutschen Zeitung. Das Buch war eine Übersetzung aus dem Englischen und hörte sich sehr gut an. Nun will er nicht immer nur im täglichen Einerlei verharren und so marschierte OSKAR frohen Mutes in die Buchhandlung seines Vertrauens und bestellte sich das Buch - im Original: Beat the Reaper von Josh Bazell.

Ein irres Buch. Abgefahren. Vor allem aber ein Englisch, das OSKAR in der Schule so nie gelernt hat, das aber durch eine Fülle von lebensnahen Ausdrücken und Wendungen besticht, das es ihm froh ums Herz wurde... Allerdings nicht immer im Zeichen von guten Sitten formuliert. Wie überhaupt die Geschichte und ihre Erzählweise sich an gängige Vorstellungen von Moral, Anstand und gute Sitten hält. Worum geht es also?

Im Wesentlichen wird die Geschichte eines Mafiakillers a.D. erzählt. Nach unzähligen Morden mehr oder weniger im Auftrag des Familienoberhauptes, das ihn in seine Obhut genommen hatte, gerät er in Konflikt mit seinem engen Freund und Gefährten – Sohn eben jenes Oberhauptes. Im Zuge einer misslungenen Aktion wird er verhaftet. Schließlich sagt er aus und wird in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. So kommt es, dass ein Mafiakiller die Seiten wechselt und im Krankenhaus als Artz tätig ist. Der Ich-Erzähler schreibt abwechselnd von seinem zuweilen bizarr anmutenden Krankenhausalltag und retrospektiv über seine Vergangenheit, die ihn ins Krankenhaus geführt hat. Beide Stränge überkreuzen sich, als der Arzt auf Visite urplötzlich einen Bekannten aus seiner Vergangenheit als Patienten vor sich entdeckt. Ab diesem Augenblick werden temporeich, witzig, aber zugleich auch abgebrüht brutal zwei Handlungsstränge verfolgt, bei denen derart viel geschieht, dass dem Leser der Schädel zu brummen beginnt.
Ein Buch, das viele Facetten in sich vereint und schwer zu fassen ist. Komisch, aberwitzig, nachdenklich, zynisch, gesellschaftskritisch – und dabei sehr unterhaltsam. Wer es aber in Gänze genießen möchte, der sollte sich ernsthaft überlegen, es vielleicht doch auf Deutsch zu lesen: viele Passagen leben vom Wortwitz und ausgeprägtem Slang, der nicht ohne weiteres verständlich ist.

... comment