Donnerstag, 18. Februar 2010
Sozialkontrolle
oskar-kasimir, 13:43h
OSKAR kommt ursprünglich vom Land, beschaulich und übersichtlich. Auf Dauer war ihm das aber doch zu wenig. Vor allem die weit verbreitete Geisteshaltung, welche sich perfekt in den – tatsächlich auch oft zu hörenden - Aussprüchen wie „Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht“ oder „Wieso? Das haben wir schon immer so gemacht!“ ausdrückt, machte ihm das dauerhafte Wohnen im nordwestlichen Ostwestfalen mit zunehmender Reife anstrengend.
Er machte sich auf, zwar nicht die Welt, aber doch Nordwesteuropa zu erkunden, und schließlich verschlug es ihn in die Stadt am großen Fluss. Hier wohnt er seit inzwischen drei Jahren, zufrieden und sich zu Hause fühlend. – Nun ist die Stadt am großen Fluss größer, weltläufiger, offener, liberaler als sein Ostwestfalenstädtchen. Ihre Bewohner sind trotz der ihnen unterstellten hanseatisch-norddeutschen Distanziertheit für OSKAR prima Mitbürger. Letzteres mag allerdings auch daran liegen, dass der gemeine Ostwestfale wohl noch distanzierter, kühler, um nicht zu sagen: dickschädeliger ist und OSKAR diesen Menschenschlag also bereits kennt.
Eine Ausgeburt an Urbanität ist aber auch die Stadt am großen Fluss nur bedingt. Und exakt das ist es, was OSKAR hier so gut gefällt: Die Häuser reichen nicht bis in den Himmel, trotzdem dieser häufig regenwolkengeschwängert besonders tief hängt, keine Untergrund- sondern Straßenbahnen zuckeln durch die kopfsteingepflasterten Straßen, und die Abstände innerhalb der Stadtgrenzen sind für Radfahrer bestens geeignet. Städtisches verbindet sich – zumindest in seinem Viertel – zudem mit menschlichem Antlitz. Insbesondere diesen Aspekt schätzt OSKAR und hat ihn andernorts im Gegensatz zu seinem Heimatstädtchen dann doch vermisst: gelegentliche unvermittelte Begegnungen auf der Straße oder beim Einkauf, das freundliche Herüberwinken der Kioskfrau, der Frisör von gegenüber, der OSKARs Pakete annimmt oder als Schlüsselübergabe funktioniert, wenn Freunde von OSKAR zu Besuch kommen. Im Buchladen wird er mit Namen begrüßt und die Bäckersfrau greift direkt zum Dinkelvollkornbrot, wenn er den Laden betritt. Soziale Gefüge, die er zu schätzen weiß.
In dieser kleinen Welt marschierte OSKAR dieser Tage morgens früh gegen acht zur Straßenbahnhaltestelle, dabei den Discountsupermarkt passierend. Aus den Augenwinkeln sah er den türkischen Gemüsemann mit einem Einkaufskorb voller Gurken und Lauchzwiebeln den Laden verlassen und in seinem direkt daneben liegenden Onkel-Ali-Gemüsemarkt verschwinden. Durch dessen große Schaufensterscheiben beobachtete OSKAR, wie er die soeben erstandenen Gurken und Zwiebeln in seine eigene Auslage füllte. Einen Preisvergleich hat OSKAR nicht angestellt; er musste aber schmunzeln bei dem Gedanken, wie viele seiner eigenen Bekannten das besonders gute, weil frische Gemüse und Obst nur beim Gemüsetürken kaufen… Ein Hoch aufs Supermarktgemüse!
Er machte sich auf, zwar nicht die Welt, aber doch Nordwesteuropa zu erkunden, und schließlich verschlug es ihn in die Stadt am großen Fluss. Hier wohnt er seit inzwischen drei Jahren, zufrieden und sich zu Hause fühlend. – Nun ist die Stadt am großen Fluss größer, weltläufiger, offener, liberaler als sein Ostwestfalenstädtchen. Ihre Bewohner sind trotz der ihnen unterstellten hanseatisch-norddeutschen Distanziertheit für OSKAR prima Mitbürger. Letzteres mag allerdings auch daran liegen, dass der gemeine Ostwestfale wohl noch distanzierter, kühler, um nicht zu sagen: dickschädeliger ist und OSKAR diesen Menschenschlag also bereits kennt.
Eine Ausgeburt an Urbanität ist aber auch die Stadt am großen Fluss nur bedingt. Und exakt das ist es, was OSKAR hier so gut gefällt: Die Häuser reichen nicht bis in den Himmel, trotzdem dieser häufig regenwolkengeschwängert besonders tief hängt, keine Untergrund- sondern Straßenbahnen zuckeln durch die kopfsteingepflasterten Straßen, und die Abstände innerhalb der Stadtgrenzen sind für Radfahrer bestens geeignet. Städtisches verbindet sich – zumindest in seinem Viertel – zudem mit menschlichem Antlitz. Insbesondere diesen Aspekt schätzt OSKAR und hat ihn andernorts im Gegensatz zu seinem Heimatstädtchen dann doch vermisst: gelegentliche unvermittelte Begegnungen auf der Straße oder beim Einkauf, das freundliche Herüberwinken der Kioskfrau, der Frisör von gegenüber, der OSKARs Pakete annimmt oder als Schlüsselübergabe funktioniert, wenn Freunde von OSKAR zu Besuch kommen. Im Buchladen wird er mit Namen begrüßt und die Bäckersfrau greift direkt zum Dinkelvollkornbrot, wenn er den Laden betritt. Soziale Gefüge, die er zu schätzen weiß.
In dieser kleinen Welt marschierte OSKAR dieser Tage morgens früh gegen acht zur Straßenbahnhaltestelle, dabei den Discountsupermarkt passierend. Aus den Augenwinkeln sah er den türkischen Gemüsemann mit einem Einkaufskorb voller Gurken und Lauchzwiebeln den Laden verlassen und in seinem direkt daneben liegenden Onkel-Ali-Gemüsemarkt verschwinden. Durch dessen große Schaufensterscheiben beobachtete OSKAR, wie er die soeben erstandenen Gurken und Zwiebeln in seine eigene Auslage füllte. Einen Preisvergleich hat OSKAR nicht angestellt; er musste aber schmunzeln bei dem Gedanken, wie viele seiner eigenen Bekannten das besonders gute, weil frische Gemüse und Obst nur beim Gemüsetürken kaufen… Ein Hoch aufs Supermarktgemüse!
... comment
pathologe,
Donnerstag, 18. Februar 2010, 14:39
Dann
schreibt er aber noch "Bio" dran, da die Waren ja ohne den Ausstoss schaedlichen Kohlendioxids transportiert wurden. Was den hoeheren Preis gerechtfertigt.
... link
... comment