Sonntag, 8. März 2009
Hausgemeinschaft
oskar-kasimir, 23:33h
Ganz ohne Zweifel hat OSKAR einen gewissen Sinn für Ordnung, für Disziplin und Pünktlichkeit. Er ist ganz ohne Frage bodenständig, anständig, beständig - und er wäre sicher auch geständig, hätte er etwas zu gestehen.
Seit nun schon einigen Monaten lebt er in seiner neuen WG. Ein hässliches Haus, aus dessen Fenstern man aber auf schöne andere Häuser schaut. Mitten in der Stadt, mitten im Leben - und ganz dicht am großen Fluss, den er so in sein Herz geschlossen hat. Ganz unterschiedliche Charaktere, Typen und Konstellationen teilen miteinander das Treppenhaus; manchmal würde OSKAR gern einen Blick hinter die Türen der übrigen Wohnungen werfen. Da ihm dies in der Regel nicht vergönnt ist, bleibt's bei Vermutungen. Da ist die nette Doktorandin von oben, die zugleich den Hausflur sauber hält und der er - beständig - durchs frisch Gewischte läuft. Zufällig. Immer wieder will es der Zufall, dass er just dann nach Hause kommt, wenn sie sauber macht.
Dann, ebenfalls oben, ein Paar, das - ständig - im Clinch liegt. Da fliegen Wortfetzen, die OSKAR zuweilen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Manchmal schießt aber auch ein Grinsen über seine Lippen, wenn der eine den anderen oder der andere den einen als "Zicke", "Schwuchtel" oder "Schlampe" tituliert - eine sehr emotionsgeladene Beziehung, die dem ein oder anderen Klischee von Schwulenbeziehungen entspricht. Neben den Wortfetzen fliegen übrigens gelegentlich auch materielle Fetzen wie Teller oder Schlüssel quer durchs Treppenhaus. Die Scherben räumen sie meist selbst weg.
Auf seiner Etage wohnt noch eine andere WG. Drei Jungs. Wäre OSKAR nicht anständig, sondern ein Lästermaul, dann würde er nun fiese Dinge schreiben. Aber ganz ohne Frage werden die Drei noch lernen, dass und wie man Wäsche macht, Schuhe vor der Wohnungstür derart sortiert, dass sie nicht durchs ganze Treppenhaus verteilt und als solche für OSKAR eine ganz eigene Qualität haben, wenn er in dem Versuch, das in einem flachen Karton hoch aufgeschichtete Altpapier seiner WG in den Keller zu balancieren...
Dort drunter wohnt die alleinstehende Frau H., die neben ihren Katzen vor allem Alkohl der gehobenen Preisklasse schätzt, eine Seele von Mensch ist und derart scharfzüngig, dass sich manch einer an ihr verletzt haben dürfte, der sich mit ihr auf einen Streit einließ.
Ihr nebenan wohnt die junge Familie. Eine ganz erstaunliche Truppe ist das: Frau Mama ist wild mit Körperbildern und diversen Körpersteckern bestückt, trägt die Haare bunt gefärbt und sieht - wenn man letztlich doch so vorurteilsbeladen-kleingeistig ist wie OSKAR - verdächtig subversiv aus. Ihre Erscheinung scheint das Ausrufezeichen hinter dem "DAGEGEN" zu sein. Aufgemerkt: Scheint! Wer sich mit ihr unterhält, stellt fest, wie letztlich bodenständig, anständig und nett, zuvorkommend und lustig - ja, wie nachgerade NORMAL diese Frau ist. Und ihre Kinder, die vermutlich mehr als einmal das Wort 'Punkerin' in Bezug auf ihre Mum gehört haben dürften, sind derart höflich, brav, zuvorkommend und 'auf Draht', dass diese Worte jedenfalls nicht auf den OSKAR zu Zeiten seiner Kindertage zutreffen.
Besonders faszinierend in diesem Haus aber: das Ehepaar B.: Pensionäre. Nun möchte OSKAR niemanden verleumden, darum verkneift er sich die sich aufdrängende Assoziation. Sie sind - wobei Frau B. insgesamt eher im Zuge von Herrn B. - höchstgradig KORRRRREKKKKT, AKKKKKURAT, gescheitelt, PÜNKKKKTLICH, auf Disziplin und Ordnung bedacht. Ein Gespräch mit Herrn B. ist eine Gratwanderung, freundlich gemeinte Bemerkungen können zu mittelschweren, leidenschaftlichen Eruptionen dieses Mannes führen, bei dem er Gift und Galle spuckt. Unüberlegte, nicht absolut auf den Punkt gebrachte Formulierungen zu KLIPP und klaren Beanstandungen - im Dienste gegen die Verluderung der Sprache, der Sitten und überhaupt der Gesellschaft - führen! - Nun hat OSKAR indes einen Stein im Brett bei Herrn B.: a) er hat kürzlich einfach so - ehrlich wahr ohne Hintergedanken - auch rasch B.'s Mülltonne reingestellt, was Herr B. zufällig mitbekam; b) OSKARs Name fiel als derjenige, der bereits einen Hinweis gegeben hatte, als Herr B. bei der Verwaltung anrief, um auf diverse Mängel hinzuweisen; c) OSKAR trägt den gleichen Vornamen wie der Sohn der B.s. Vermutlich ist letzteres der gewichtigste Grund für den Stein. - Ob nochmal Mülltonne runter- und demnächst mal Zeitung hochbringen Mister B. in Sachen 'Party' gefügiger machen würde...?!
Seit nun schon einigen Monaten lebt er in seiner neuen WG. Ein hässliches Haus, aus dessen Fenstern man aber auf schöne andere Häuser schaut. Mitten in der Stadt, mitten im Leben - und ganz dicht am großen Fluss, den er so in sein Herz geschlossen hat. Ganz unterschiedliche Charaktere, Typen und Konstellationen teilen miteinander das Treppenhaus; manchmal würde OSKAR gern einen Blick hinter die Türen der übrigen Wohnungen werfen. Da ihm dies in der Regel nicht vergönnt ist, bleibt's bei Vermutungen. Da ist die nette Doktorandin von oben, die zugleich den Hausflur sauber hält und der er - beständig - durchs frisch Gewischte läuft. Zufällig. Immer wieder will es der Zufall, dass er just dann nach Hause kommt, wenn sie sauber macht.
Dann, ebenfalls oben, ein Paar, das - ständig - im Clinch liegt. Da fliegen Wortfetzen, die OSKAR zuweilen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Manchmal schießt aber auch ein Grinsen über seine Lippen, wenn der eine den anderen oder der andere den einen als "Zicke", "Schwuchtel" oder "Schlampe" tituliert - eine sehr emotionsgeladene Beziehung, die dem ein oder anderen Klischee von Schwulenbeziehungen entspricht. Neben den Wortfetzen fliegen übrigens gelegentlich auch materielle Fetzen wie Teller oder Schlüssel quer durchs Treppenhaus. Die Scherben räumen sie meist selbst weg.
Auf seiner Etage wohnt noch eine andere WG. Drei Jungs. Wäre OSKAR nicht anständig, sondern ein Lästermaul, dann würde er nun fiese Dinge schreiben. Aber ganz ohne Frage werden die Drei noch lernen, dass und wie man Wäsche macht, Schuhe vor der Wohnungstür derart sortiert, dass sie nicht durchs ganze Treppenhaus verteilt und als solche für OSKAR eine ganz eigene Qualität haben, wenn er in dem Versuch, das in einem flachen Karton hoch aufgeschichtete Altpapier seiner WG in den Keller zu balancieren...
Dort drunter wohnt die alleinstehende Frau H., die neben ihren Katzen vor allem Alkohl der gehobenen Preisklasse schätzt, eine Seele von Mensch ist und derart scharfzüngig, dass sich manch einer an ihr verletzt haben dürfte, der sich mit ihr auf einen Streit einließ.
Ihr nebenan wohnt die junge Familie. Eine ganz erstaunliche Truppe ist das: Frau Mama ist wild mit Körperbildern und diversen Körpersteckern bestückt, trägt die Haare bunt gefärbt und sieht - wenn man letztlich doch so vorurteilsbeladen-kleingeistig ist wie OSKAR - verdächtig subversiv aus. Ihre Erscheinung scheint das Ausrufezeichen hinter dem "DAGEGEN" zu sein. Aufgemerkt: Scheint! Wer sich mit ihr unterhält, stellt fest, wie letztlich bodenständig, anständig und nett, zuvorkommend und lustig - ja, wie nachgerade NORMAL diese Frau ist. Und ihre Kinder, die vermutlich mehr als einmal das Wort 'Punkerin' in Bezug auf ihre Mum gehört haben dürften, sind derart höflich, brav, zuvorkommend und 'auf Draht', dass diese Worte jedenfalls nicht auf den OSKAR zu Zeiten seiner Kindertage zutreffen.
Besonders faszinierend in diesem Haus aber: das Ehepaar B.: Pensionäre. Nun möchte OSKAR niemanden verleumden, darum verkneift er sich die sich aufdrängende Assoziation. Sie sind - wobei Frau B. insgesamt eher im Zuge von Herrn B. - höchstgradig KORRRRREKKKKT, AKKKKKURAT, gescheitelt, PÜNKKKKTLICH, auf Disziplin und Ordnung bedacht. Ein Gespräch mit Herrn B. ist eine Gratwanderung, freundlich gemeinte Bemerkungen können zu mittelschweren, leidenschaftlichen Eruptionen dieses Mannes führen, bei dem er Gift und Galle spuckt. Unüberlegte, nicht absolut auf den Punkt gebrachte Formulierungen zu KLIPP und klaren Beanstandungen - im Dienste gegen die Verluderung der Sprache, der Sitten und überhaupt der Gesellschaft - führen! - Nun hat OSKAR indes einen Stein im Brett bei Herrn B.: a) er hat kürzlich einfach so - ehrlich wahr ohne Hintergedanken - auch rasch B.'s Mülltonne reingestellt, was Herr B. zufällig mitbekam; b) OSKARs Name fiel als derjenige, der bereits einen Hinweis gegeben hatte, als Herr B. bei der Verwaltung anrief, um auf diverse Mängel hinzuweisen; c) OSKAR trägt den gleichen Vornamen wie der Sohn der B.s. Vermutlich ist letzteres der gewichtigste Grund für den Stein. - Ob nochmal Mülltonne runter- und demnächst mal Zeitung hochbringen Mister B. in Sachen 'Party' gefügiger machen würde...?!
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