Samstag, 18. April 2009
Begegnungen
Vor über einem Jahr hat OSKAR den Film Once im Kino gesehen. Er war zu dem Zeitpunkt noch kein Jahr getrennt worden von seiner großen Liebe, die ihn bitterlich verletzt hatte, indem sie ihm so abrupt und letztlich auch unfein das Ende ihrer gemeinsamen Zeit verkündete und danach doch noch - sei es bewusst oder unbewusst - mit ihm gespielt hatte. (Was er zuließ in der großen Hoffnung, es gebe wider allen Wissens doch noch eine Zukunft für ihre Liebe.)

Der Film bewegte ihn. Ein Straßenmusiker in Dublin trifft auf eine Frau, Immigrantin aus Tschechien, die ebenfalls der Musik Großes abgewinnt. Sie ist Pianistin und zwar weitestgehend allein nach Irland gekommen; in ihrer Heimat aber hat sie Familie: ein Kind und einen Ehemann. Wie auch immer diese Beziehung zu sein scheint, in und über die Musik verbinden sich die Seelen dieser beiden Menschen. Ihre Begegnungen und Annäherungen sind von Zuneigung und vorsichtiger Verliebtheit, glücklichen Momenten und dem Wunsch geprägt, glücklich sein zu dürfen.
Ob es ein Happy End ist, wenn sie schließlich ihren Ehemann bei sich begrüßt und der Straßenmusiker allein nach London geht, um dort sein Glück zu finden? OSKAR verneinte diese Frage zunächst. Ein schöner Film, das auf jeden Fall. Aber eben ohne Happy End, eine Liebe, deren Keim zart war, aber dann doch nicht zu einem großen Baum heranwachsen durfte.

Die Monate verstrichen. Schmerzhafte Erinnerungen stellten sich ein und verflüchtigten sich wieder, das Leben gewann wieder an Farbe und OSKAR verbrachte einen letztlich doch schönen Sommer. In dessen allerletzten Tagen überfiel es ihn. Eine Begegnung verwirrte ihn, ein Mensch war in sein Leben getreten. Die V-Frau brachte eine Saite in ihm zum Klingen, von der er angenommen hatte, dass sie für immer gerissen sei. Es folgten Gefühlschaos, Angst, Unsicherheit. Aus ihrer beider Begegnung wurde keine große Liebe, sie hatte kein Zukunft, weil er sich und er sie zu spät erst erkannte. Und doch sind beide sich nah, fühlen miteinander und denken sie aneinander. Sie sind sich innerlich verbunden. OSKAR freut sich für sie, dass sie einen Menschen gefunden hat, der sie bei der Hand zu nehmen scheint und sie sich ihrem Glück zuwenden kann. Keine Eifersucht, aufrechte Freude - und nur ein bisschen Wehmut dann und wann.

Wieder vergingenen ein paar Monate. Und dieser Tage war OSKAR urplötzlich alles klar. Das Ende, die Schlusszene für sich genommen, mag nicht happy sein. Sich aber auf die Schlusszene einzig zu versteifen, das ist im Leben wie im Film fatal, weil man vieles verpasst. Die Schlussakkorde seiner Beziehung waren nicht schön, OSKARs große Liebe, die Beziehung zu J. war es trotzdem sehr.
Es sind die Begegnungen und Wegstrecken, so glaubt OSKAR, die besonders sind. Diese gilt es, im Blick zu haben, wenn wir urteilen, einschätzen, ob es happy war oder nicht. Es sind letztlich wohl doch diese Begegnungen, an denen die Menschen reifen und aus denen heraus sie leben. So erwächst aus der Begegnung der beiden Once-Protagonisten nicht ein Kuss, keine dauerhafte Liebe, sondern ein wunderschönes Musikalbum, in dem diese besondere Begegnung festgehalten ist. Es war die Begegnung, die gemeinsamen Stunden, das gemeinsame Schweigen und ihrer beider Verwirrung, ihre Zuneigung und die zutiefst ehrliche und tiefe Geborgenheit, welche die V-Frau und OSKAR erleben durften, die wirklich zählen. Für beide hat diese Begegnung Lebensentscheidungen möglich gemacht. Hierin liegt die ganze Größe und Schönheit - nicht in irgendwie gearteten Schlussszenen!

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Mittwoch, 15. April 2009
Hundeleben
OSKAR war am Wochenende fern der Stadt am großen Fluss. Er besuchte seine Eltern - samt Hund. Ein netter Geselle, inzwischen um die Lefzen leicht angegraut und auch sonst nicht mehr der allerjüngste. Das hält ihn indes nicht davon ab, sich innerlich jung zu fühlen und insbesondere beim Ansichtigwerden einer ranken und schlanken Hündin, die mit Stolz und Anmut durch den nachbarschaftlichen Garten schnüffelt, das volle Showprogramm abzuziehen. Das allerdings war durchaus überzeugend, wenn auch im Ergebnis nicht erfolgreich. Er machte dabei eine deutlich bessere Figur als manch ein betagter Menschenmann, wo dann oft eine Art Fremdschämen sich einstellt...

Es war sein elftes Osterfest, und noch immer ist er offensichtlich der felsenfesten Überzeugung, dass dieses Fest eigens für ihn abgehalten wird: In einer irren Geschwindigkeit spürte er sämtliche Verstecke auf, ließ dem menschlichen Sucher mit seinen der Hundenase weit unterlegenen Augen kaum eine Chance. Zielsicher steuerte er Sofakissen, Schrankfüße, Gardinenfalten und dergleiche Verstecke an. Einigermaßen beleidigt zeigte er sich stets aufs Neue, wenn man ihm nicht nur keine Zeit ließ, das Staniolpapier von den Schokoeiern zu reißen (OSKAR hätte nicht gedacht, dass er das derart gut hinkriegen würde), sondern ihm auch noch untersagte, sie überhaupt zu naschen. Gar nicht naschen durfte er sie - welche Schmach. - Hat schonmal jemand einen beleidigten Hund gesehen, der allen Vorwurf, den so ein Hund zu bieten hat, in sein Antlitz legt? Zum Herzerweichen - aber doch nicht genug, um ihm seinen Willen zu lassen... Die sichere Folge ausgekotzter Schokoladeneier unter Sofas, hinter Gardinen etc. steht einem als erfahrenem Hundebesitzer da innerlich warnend stets vor Augen!

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Freitag, 10. April 2009

In the still of the night





In the still of the night


In the still of the night
The full moon
How many times have you witnessed
Quiet souls standing atop balconies
Smoking fags
Thinking of lovers
Once loved, many times lost

As the spring day bids farewell
And night time befalls
Parked cars along dark streets crack
Under cooler temperatures
The distant rush of trains
Along cold rails
Once built, many times past

The occasional man on the street
Beckons to his dog
As if it were his only love
Speaks to it
As if it were his only friend
Does not notice that he isn’t
Alone

The moon she watches
How many times she has seen
With that clear white light
She sheds upon these lonely streets
Upon these quiet peoples
Standing still quite unnoticed
Once good, many times frail

In the still of the night
Whence many have gone to sleep
In their slumber quite appeased
The troubled hearts stay awake
Atop balconies with smoking fags
And weary eyes
Once lived, many times died



j.h.
April 2009


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