Samstag, 21. März 2009
Mieses Karma
Etwas skeptisch war OSKAR ja schon, als er kürzlich von einem Bekannten dieses Buch im wahrsten Sinne des Wortes 'vor den Latz geknallt' bekam: "Lies das. Ist Trash. Aber guter Trash." Hm. Erst etwas widerwillig, weil der Klappentext von Mieses Karma auf eine völlig abgedrehte Geschichte deutete, die andernorts schnell ins Billige abgleitet und langweilt. Zudem kamen die auf dem Umschlag abgedruckten Leseempfehlungen vom literaturmäßig eher nicht für OSKAR relevanten Magazin "Brigitte" sowie dem bundesweiten Tageblatt, das eher für seine großen Fotos denn für Wahrheit und Hintergründe bekannt ist...

In der Tat, die Geschichte ist abgedreht. Eine junge, gutaussehende Karrierefrau beim deutschen Fernsehen, die so ziemlich das Klischee einer karriere- und selbstverliebten Egomanze erfüllt, stirbt nach außerehelichem Showbiz-Sex auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn. Ein Waschbecken eines beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht restlos verglühten Raumstationwaschbeckens bereitete ihr ein jähes Ende und befördert sie ins Jenseits.

Nach dieser Vorgeschichte, die zudem noch deutlich macht, dass ihre Ehe nicht zum besten bestellt ist, beginnt sehr temporeich die Erzählung der Läuterung und Besserung. Und auch, wenn man direkt ahnt, wie diese Geschichte am Ende ausgehen wird, so versteht es David Safier, auf humorvolle und verrückte Weise mit Tempo und raffinierten Einfällen den Weg vom miesen Karma hin zur guten und nahezu edlen Seele zu erzählen.
Zunächst wird die TV-Frau als Ameise wiedergeboren; gegen ihren Willen und - ganz emanzipiert, willensstark und kompromisslos egozentrisch - daher durchaus auch mit Buddah über diese Art der Erniedrigung diskutierend.
Erstmals aber ist nicht mehr sie es, die alle und alle Situationen kontrolliert, sondern sich einfügen muss: im Ameisenstaat, der in unmittelbarer Nähe zum Domizil von Witwer und Halbwaise gelegen ist. Die noch stets energische und um ihre Ziele kämpfende Ameise versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass die ehemals beste Freundin sich als Stiefmutter und Geliebte einnistet. Nur sind die Möglichkeiten einer Ameise eben begrenzt...
Nichtsdestotrotz wird es ihr - hierbei unterstützt von einem Verstorbenen aus längst vergangenen Tagen und über den Umweg diverser anderer äußerlicher Hüllen - letztlich gelingen. Sie versteht nämlich früh, dass nur, wer gutes Karma sammelt und infolgedessen auf der Reinkarnationsleiter immer weiter aufsteigt, sich aus dem Ameisendasein befreien und damit Schritt für Schritt bzw. Reinkarnation um Reinkarnation mehr selbstbestimmte Handlungsfreiheiten gewinnen kann.

In der Tat, es ist Trashliteratur. Die aber ist gut gemacht, weil sie nicht billig wird, eine gute Idee nicht unnötig lange auswalzt, sondern strikt auf ihr Ziel, das Buchende, hinführt. Wer dennoch in allem Gelesenen oder Gesehenem etwas sucht, der wird ohne Zweifel auch hier fündig bzw. zum Nachdenken angeregt: a) Mieses Karma vermeiden?; b) Ameisennester unter der Terrasse vernichten?; c) auch dicke Frauen haben Spaß; d) es hat seinen Reiz zu wissen, dass man sich im Reinkarnationsprozess befindet.

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Sonntag, 15. März 2009
Man
Man müsste...
Man könnte...
Ich dachte, man würde...

man-man-man: Warum sagen so viele Menschen 'man' statt ich?

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Freitag, 13. März 2009
Loch
In morgendlicher Umnachtung, noch nicht bereit für des Tages Mühen und Plagen, stößt OSKAR durch die Wohnungstüre ins Treppenhaus. Heftige Klopfgeräusche und lautes Poltern beschleunigen seinen Aufwachprozess, immerhin dröhnt es durch die offensichtlich offenstehende Haustür zu ihm hoch. Vor der Haustür ein Bild der Verwüstung, vor allem aber: ein riesen Loch. Rot-weiße Absperrzäune. Einige Bauarbeiter helfen ihm freundlich, das Loch zu überwinden. Tief und groß klafft es im Bürgersteig.

Da seine Hirnzellen noch nicht auf Normalbetrieb liefen, nahm er es als gegeben hin. Als er nach Hause kam, im Flur ein großer Zettel: "Wegen Gaslek muss bei ihne in Haus gearbeitet werden. Bitte Kellertühr nich abschliesen." - Gasleck? Kellertür? Abends arbeiten OSKARS Hirnzellen hervorragend:

1. Kellertür nicht abschließen? Damit scheint signalisiert zu sein, dass zumindest ein Teil des Problems sich in eben jenem befindet.
2. Physikunterricht: wenn Gas ausströmt, kein Licht machen: Expolosionsgefahr. Er war am Abend zuvor, spät in der Nacht, im Keller gewesen. Mit Licht an. Zum Glück lebt er noch, die Hütte steht noch.
3. Wieso sagt die Hausverwaltung nix? Sollen Luxusappartments gebaut werden? Wollen die lange Entwohnprozesse und Kündigungsschlchten vermeiden? Sozusagen ein 'Fall-auf-Knall'-Abbruch erfolgen?

Heute Morgen: Loch vor Tür, mit einem Blech als einer Art Zugbrücke. Übergewichtige Werbeblättchenausträger wird es abhalten, ihren Reklamemüll in des Hauses Briefkasten zu bugsieren - das Blech würde sich unter ihrem Gewicht verformen und Reklame plus Austräger einen Platz im Schoße des Lochs gewähren. - Abgesehen aber von Blech und Absperrgittern (OSKAR fand nur mit Mühe - s.o.: morgendliche Unterbelichtung - seinen Weg durch das Labyrinth): NIX und NIEMAND. Warum müssen Handwerker und Bauarbeiter immer mit viel Getöse zunächst mal eins machen, nämlich ein Loch, nur um sich dann tagelang nicht mehr blicken zu lassen? Sollte das Gas etwa immer noch ausströmen und das Loch draußen eher eine Art Lüftungsschacht sein? OSKAR jedenfalls wird ein kleines Notfallköfferchen packen und es im Büro deponieren sowie sich Statements für die Pressevertreter und Talkshows ausdenken...

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